100 Jahre Christliche Pfadfinderschaft – Ein historischer Exkurs

Die ersten zarten Knospen der Christlichen Pfadfinderschaft (CP) gab es schon im Jahr 1909 im Christlichen Verein Junger Männer (CVJM). Auch der CVJM besteht noch heute, wobei die internationale Bezeichnung dank eines Ohrwurms wohl wesentlich bekannter ist: YMCA (Young Men’s Christian Association). Bis die Grundideen der CP im Jahr 1912 in einer ersten Satzung verschriftlicht wurden, dauerte es noch ganze drei Jahre.

Schon bald häuften sich daraufhin große Ereignisse, die die deutsche Jugendbewegung bis heute prägen. Inspirierend waren dabei neben dem CVJM auch die Grundsätze der Abenteuerpädagogik von Baden-Powell aus England und die fast zeitgleich entstandene bündische Wanderromantik der Wandervogelbewegung. So wurde im Jahr 1913 auf dem Freideutschen Jugendtag die Meißner Formel verabschiedet. Sie ist in der damaligen Zeit ein bedeutender Schritt zum Aufbruch aus alten gesellschaftlichen Normen gewesen. Noch heute ist sie in vielen Teilen ein aktueller Grundstein der Jugendbewegung. Ein zentraler Satz daraus lautet:

„Die Freideutsche Jugend will aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten.“

Kurz danach war der Traum von der Freiheit aus, denn der 1. Weltkrieg begann und auch Mitglieder der Jugendbewegung begegneten sich in den Schützengräben. Kaum war dieses Kapitel abgeschlossen, ging es mit der Arbeit an der CP weiter, sodass 1921 mit der Verabschiedung der Neudietendorfer Grundsätze nicht nur alle christlichen Pfadfinderbünde zusammenfanden, sondern auch die Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands (kurz CPD) gegründet wurde. In den folgenden Jahren häuften sich die formenden Ereignisse in der CPD. Ganz im Zeichen der eigenen Struktur, den eigenen Merkmalen und der eigenen Pädagogik wurde sie in dieser Zeit zum vollends eigenständigen Bund und löste sich endgültig vom CVJM. Doch auch diese Zeit des Wachstums wurde durch ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte unterbrochen – am 20.11.1933 wurde die CPD verboten. Es folgte ein Spiel aus Verboten und Umgehungen, welches die CPD schließlich im Jahr 1937 vollständig und gewaltsam in den Untergrund zwang. Doch schon kurz nach Ende des 2. Weltkriegs ging es im Jahr 1946 wieder weiter. Die CPD wird Teil der Jugendkammer der Evangelischen Kirche Deutschlands und beginnt ihre Arbeit erneut. Zu diesem Zeitpunkt hat die CPD bundesweit etwa 3.000 Mitglieder. Nach der offiziellen Zustimmung der britischen Militärregierung nimmt der Wiederaufbau so richtig Fahrt auf.

Im Jahr 1950 wird die CPD offiziell durch das internationale Pfadfinderbüro in London anerkannt. 1965 zählt die CPD stolze 25.000 Mitglieder. Mit der Größe wachsen allerdings auch die Grundsatzdiskussionen. Die CPD wird koedukativ, also ein Bund für Mädchen und Jungen. Außerdem bilden sich verschiedene Strömungen aus, die vor allem die Eindrücke des 2. Weltkriegs unterschiedlich verarbeiten. Die Diskussionen sind so intensiv, dass gleich eine ganze Reihe von Abspaltungen folgt. Auch nach einer Neugründung im Jahr 1976 kommt der Bund nicht zur Ruhe. 1982 platzt deswegen sogar ein Bundeslager.

Erst im Jahr 1991 kommt es wieder zu einer Bewegung aufeinander zu. So gründete sich 1996 die wiedervereinigte CPD erneut auf Basis der Grundsätze von 1921, sodass sie schließlich in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Der Pfadfinderstamm Dag Hammarskjöld in St. Jürgen-Zachäus ist übrigens seit 1993 Teil dieser Geschichte und webt aktiv daran mit. Wir freuen uns schon auf die nächsten 100 Jahre!

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