Wochenlang liefen die Vorbereitungen, mir kamen verschiedenste Ideenfetzen ans Ohr und meine zwei Sipplinge, die im Planungsteam saßen, waren ganz aus dem Häuschen. Ich freute mich so sehr, wie seit langem nicht mehr, auf eine Stammesaktion, es war ein bisschen so, als wäre ich noch Sippling: alles ist neu und aufregend. Der Weg zum Wandervogelhof in Reinstorf, für die meisten von uns inzwischen Routine, war nur ein kleines Hindernis, um endlich anzukommen und feiern zu können. Es lag bereits in den abendlichen Andachtskreisen eine besondere, einzigartige Stimmung in der Luft. Ich konnte die Feierlichkeit und Aufregung beinahe einatmen. Das ordentliche Stammesthing dauerte bis spät in die Nacht und wir waren alle noch nicht wach, als wir „mitten in der Nacht“ geweckt wurden. Keiner von uns hatte eine Ahnung wie spät es war. Draußen war es noch dunkel und auf dem Flur lag ein „Toter“…Neben ihm lag ein Zettel und einer der Wölflinge las diesen vor. Frühsport machten wir im Flugzeug und nach dem Frühstück ging das Geländespiel dann wirklich los. Wir mussten die „Schwedenperlen“ finden und dafür allerlei Aufgaben lösen.
Während des Lagers machte schnibbel von allen Stammesmitgliedern, mit einer Polaroidkamera, ein Foto. Dies diente für einen Bilder-Stammbau und veranschaulichte ganz gut, wer von wem abstammt.
Die Mittagspause diente einer kurzen Verschnaufpause. Die Gilden, im Anschluss, bereiteten den Festabend vor: es wurde gekocht, gebacken, gebastelt, Holz gesägt und geschmückt. Langsam, aber sicher, trudelten auch unsere Gäste und Ehemaligen ein. In der Scheune versammelten wir uns zu einer „live-Stammbaum-performance“. Alles nicht so ganz einfach, aber auf jeden Fall witzig. Die Ältesten kamen nach ganz vorne und von ihnen gingen dann mit Toilettenpapier die Verbindungen zu den Sipplingen und von denen zu ihren Sipplingen und so weiter. So hatten wir immerhin drei von vier Generationen versammelt.
Wir gingen in unsere Schlafräume, um uns etwas Festliches anzuziehen. Die Mädels trugen fast alle Röcke, die Herren hatten Westen, Jacketts an & Hüte auf und einige Krawatten um. Mädels auf die eine, Herren auf die andere Seite und wir zogen einen Zettel, auf dem der Name eines Jungen stand. Mit diesem sollten wir den Abend verbringen und da es bei den zwei letzten Festen so war, dass die Herren uns aufforderten, war es dieses Mal umgekehrt. Wir Damen mussten ran.
Nachdem jeder seinen Partner an der Seite hatte, ging es in den Hof. Wir standen dort nun also eingehakt bei unseren Herren und bildeten einen Kreis um ein großes Pagodenfeuer. Irgendwann fingen die ersten Pärchen an sich aus dem Kreise zu entfernen und in den Rittersaal zu gehen. Dort mussten wir aber zuerst an dem Türsteher krydor vorbei. Jeder sollte sich an dem Wochenende eine Eintrittskarte verdienen und dafür einem anderen Stammesmitglied eine kleine Freude machen. Danach konnte man sich dann beim Sifü eine Karte abholen. Ohne Karte, kein Festabend!
Auch gab es für jedes Paar ein „ConversationMenue“, welches den Smalltalk erleichtern sollte… Das Buffet war sehr feudal, es gab Kassler, Bohnen im Speckmantel, eingelegten Hering und und und. Wieder ab in die Scheune und ein live-Orchester spielte uns Irish Folk zu dem wir Polka tanzten. Welch ein Spaß! Glänzende Augen und rote Bäckchen bei den Jüngsten ließen mich an mein erstes Jubiläumsfest zurückdenken.
Endlich konnte die Feuerrunde beginnen. Das Programm war bunt und abwechslungsreich, der Tschai ganz nach meinem Geschmack und super lecker. Zwischendurch gab es Geburtstagstorten, ich durfte alle Kerzen, der gefühlten 100 Torten, auspusten. Die Zeit verging wie im Flug und alsbald versammelten wir uns draußen, um Abendandacht zu halten. Ich hielt eine sehr bibelstellenlastige Andacht, aber das nahm ich mir einfach raus. Obwohl wir auf Winterlagern generell keine Aufnahmen machen, bestätigte ich lians als Knappen und er wusste vorher von nichts. Die Überraschung war äußerst gelungen. Die Lütten gingen ins Bettchen und alle Halstuchträger wieder in den Rittersaal zur Nachfeuerrunde.
Sonntagvormittag feierten wir einen feinen Gottesdienst und dann mussten wir Klarschiff machen. Die Wöllies wurden währenddessen bespaßt und nach der Abschlussrunde und den Danksagungen ging es gen Heimat.