Tag 1:
Erster Tag der Sommerfahrt und das Glück ist heute nicht ganz auf unserer Seite. Es regnet und das nicht nur ein bisschen. Der Weg vom Bahnhof zum Kanuverleih war gar nicht so einfach zu finden und dann wollte der Besitzer uns das Kanu nicht geben. Angeblich ist der Wind heute zu stark. Letztendlich müssen wir ihm versprechen heute nur bis zum nächsten Campingplatz zu fahren. Eigentlich hatten wir andere Pläne.
Nachdem wir eine Stunde auf einem kleinen See rumgefahren sind, um die Zeit etwas zu überbrücken, bricht auch noch einer der Sitze im Kanu. Wir sehen den Kanuvermieter also deutlich früher wieder als geplant. Nach einer Viertelstunde und einem „unheimlich spannende“ Vortrag über verschiedenste Bootsschrauben, ist unser Kanu wieder repariert und es kann endlich richtig losgehen.
Innerhalb einer halben Stunde erreichen wir den Campingplatz und sind etwas enttäuscht. Von Naturcamping hatten wir uns etwas mehr erhofft als einen normalen Campingplatz mit einem vertrockneten Kräutergarten. Immerhin gibt es eine Feuerstelle auf dem Spielplatz und ein Stück Wiese für uns. Leider ist diese nur so groß wie eine halbe Kohte. Nach diesem anstrengenden Tag auf dem Campingplatz, an dem wir wie Aliens angeguckt wurden, uns nicht recht am Platz gefühlt und ein kreatives Zelt aufgebaut haben, wollten wir nur noch eines: Baden. Doch wir hatten am Nachmittag keine Zeit, da wir erst noch Holz sammeln und kochen mussten. Typischer Pfadialltag! Also entschieden wir uns dazu, am Abend zu baden. Um ca. 22 Uhr machten wir uns barfuß auf den Weg durch den im Gegensatz zum Tag nun leisen und friedlich wirkenden Campingplatz. Wir legten unsere Handtücher und Klamotten auf einer Bank an der Badestelle ab und sind bereit ins kühle Wasser zu stapfen. Zuerst wagen wir uns nur mit den Füßen vor und merken, wie kalt es im Vergleich zum Mittag geworden ist. Doch dann tauchen wir ein in das kalte Nass. Mit der Zeit fühlt sich das Wasser nicht mehr kalt an, sondern sehr erfrischend und angenehm. Nach dem Baden wickeln wir uns in unsere Handtücher und freuen uns auf die warme Dusche. Das Waschhaus ist eigentlich schon geschlossen, aber wer hält sich schon an die Nachtruhe? Zufrieden, sauber und erfrischt schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke. Wir fühlen uns frei. Freiheit, das Gefühl, nach dem wir auf einer Sommerfahrt suchen und jetzt gefunden haben. Nach den Entbehrungen der letzten Monate einfach großartig.
Tag 2:
Am nächsten Tag hatte der Wind sich etwas gelegt und wir konnten ganz normal weiterfahren. Das letzte Flussstück vor Bad Malente zieht sich noch lange hin. Nachdem wir das anstrengende Stück auf dem Kellersee bei Gegenwind mühsam hinter uns gebracht haben, hoffen wir jetzt hinter jeder Kurve die Übertragestelle zu sehen. Als endlich der Steg in Sicht kommt, freuen wir uns. Nach kurzem Warten auf andere Boote, welche ebenfalls den Steg benutzen, beginnen wir damit unser Boot aus dem Wasser zu ziehen. Da der Weg so steil ist, schafften wir dies nicht allein. Mit der Hilfe einiger Passanten bekamen wir das Boot den steilen Weg zur Straße hoch. Doch als wir uns nun die Strecke angucken, welchen wir mit dem Kanu gehen müssten, entscheiden wir uns dazu, dass wir doch lieber die Rollen benutzten sollten. Also Boot wieder ins Wasser, zu den Rollen gepaddelt und das Kanu auf die Rollen geschoben. Leider ist unser Boot einige Zentimeter zu breit, um durch das Geländer zu passen. Dabei fällt uns auch wieder ein, dass der Kanu-Vermieter uns das bereits gesagt hatte. Na toll. Nachdem wir mit viel Anstrengung zum zweiten Mal das schwere Boot den Abhang zur Straße hochgezogen haben, schieben wir das Boot zunächst über einen schmalen Fußweg in Richtung des Dieksees, welcher zu einer großen Kreuzung führt. Einer guckt, dass keine Autos kommen und die anderen schieben so doll sie können, um das Kanu so schnell wie möglich von der Kreuzung zu bekommen. Als wir endlich über die Kreuzung sind, geht es nur noch bergab zur Einsatzstelle. Wir setzen unser Boot ins Wasser und Paddeln auf dem Dieksee weiter.
Unser waldgrünes 5er- Kanu schaukelt auf den Wellen des Dieksees, der tatsächlich deutlich größer ist, als wir es uns vorgestellt hatten. Die Nachmittagssonne spiegelt sich im Wasser und wir sind auf der Suche nach unserem Lagerplatz für heute Nacht. Der Lagerplatz „Bad Malente“. Wer ihn von dem einen oder anderen Herbstlager kennt, denkt vielleicht nicht direkt an den großen See, der sich hinter den Bäumen versteckt. Ein ziemlich großer See, wie wir jetzt feststellen mussten. Das Ufer ist an den meisten Stellen so dicht mit Bäumen und Büschen bewachsen, dass es praktisch überall gleich aussieht. Seit Stunden sind wir nun schon auf dem Wasser am Paddeln und wir sehnen uns alle eigentlich schon nach dem Pilzrisotto, dass wir nachher kochen wollen.
Wir kennen den Lagerplatz. So schwer sollte es eigentlich nicht sein ihn auch vom See aus wiederzufinden. Das hatten wir zumindest bis eben gedacht. Mittlerweile haben wir festgestellt, dass es keinen Sinn hat vom See aus weiterzusuchen. Daher beschließen wir, an der nächstbesten Stelle ans Ufer zu fahren, um uns am Land umzuschauen.
Das Kanu ist am Ufer gestrandet und koordiniert. Wie wir sind, hüpft einer nach dem anderen aus dem Kanu und wir befestigen es mit dem Seil an einem nahe gelegenen Baum. Kaum ein paar Schritte gegangen, bemerken wir, dass wir doch tatsächlich genau an dem Lagerplatz ausgestiegen sind. Ich würde sagen, das war Glück. Meine Sipplinge würden sagen, das war Können. Wer wohl Recht hat?
Nun heißt es: Kanu ausräumen und den Lagerplatz herrichten. Unsere Sippenfahne wird zwischen ein paar Steine gesteckt und die Tonnen und Wassersäcke aus dem Kanu haben auch schon einen neuen Platz für die Nacht gefunden. Zwei von uns machen Feuer und kochen Risotto, die anderen beiden bauen uns eine schöne Baumkohte. Leise Gitarrenklänge begleiten uns in die Nacht.
Tag 3:
Am nächsten Tag brechen wir auf und erreichen nach einiger Zeit den Plöner See. Die Sonne scheint, wir waren einkaufen und sind mittlerweile an einer Badestelle angekommen. Nachdem ziemlich anstrengendem Paddeln und mit ordentlich Kohldampf sahen wir uns mit zwei Problemen konfrontiert: Erstens war der Platz ziemlich öffentlich und zweitens war unser Desinfektionsmittel, das wir schlau wie wir sind, in unserer Essenstonne gelagert hatten, ausgelaufen. Unser ganzes Essen war von Desinfektionsmittel geflutet. Mist. Wir mussten nun also erstmal unser Essen und unsere Tonne reinigen. Halbwegs gemütlich haben wir dann auf einer Wiese Zwima gegessen. Danach hieß es für uns erst einmal schwimmen gehen im Plöner See und die Sonne genießen. Gegen Abend haben wir es uns auf einem kleinen Stück Strand am Wasser gemütlich gemacht. Er war Teil einer kleinen, idyllischen Landzunge, die in den Plöner-See ragte. Wir kamen langsam zur Ruhe und saßen im Kreis um ein kleines Feuer herum, auf dem unser Linsencurry kochte. Von dort aus hatten wir die perfekte Sicht auf den wunderschönen Sonnenuntergang, der uns auch heute noch in Erinnerung schwelgen lässt.
P.S. Dieser Sommerfahrtsbericht bezieht sich zwar auf die Fahrt von 2020, ist aber ein gemeinsamen Projekt der Sippe, welches in den letzten Monaten auf digitalen Corona-Sippenabenden entstanden ist.
Fotos: Sippe Schleiereule
Danke für diesen schönen Bericht! Da bekommt man direkt Fahrtenweh!
Das finde ich auch 😀