Die SPD-Fraktion lud zum 17. April in den Kaisersaal im Hamburger Rathaus ein und knapp 60 Vertreter von verschiedensten Jugendverbänden folgten der Einladung:
„Zahlreiche junge Leute engagieren sich ehrenamtlich in Jugendverbänden. Viel Zeit und großes Engagement erfordern auch die wachsenden Anforderungen in Schule, Ausbildung, Studium. Ganztagsunterricht in der Schule und die Umstellung auf das Bachelor/Master-System an den Universitäten verringern die zeitliche Flexibilität und die Freiräume der jungen Menschen. Ist die wichtigste Ressource der Jugendverbände – die freie Zeit ihrer Aktiven für ein Ehrenamt – damit bedroht? In welchem Verhältnis stehen Schule, Ausbildung und Studium zu ehrenamtlicher „non-formaler Bildung“? Welche Bedeutung hat vor diesem Hintergrund die „Anerkennungskultur“ für ehrenamtliches Engagement und wie kann sie weiter entwickelt werden?“
Die Begrüßungsrede hielt Andreas Dressel (Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion). Danach folgte ein wissenschaftlicher Impuls von Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker (Universität Hamburg). Bei den Zahlen, die er vorstellte, mussten wir anwesenden Pfadfinder schmunzeln. Wer sich überdurchschnittlich viel in seinem Jugendverband engagiert, kommt auf eine durchschnittliche Wochenstundenzahl von 9 Stunden. Möchte man seine Ehrenamtlichen nicht überfordern, sollten es nicht mehr als 7 Stunden in der Woche sein. Aha!
Julia Böhnke vom Deutschen Bundesjugendring hielt eine sehr gute Rede und dann gab es eine Podiumsdiskussion, die von Dr. Wibke Riekmann (Uni Hamburg) moderiert wurde. Auf dem Podium saßen Aydan Özoguz (stellvertretende Vorsitzende der SPD), Jan Pörksen (Staatsrat in der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration – kurz BASFI) und Benedikt Alder (Landesjugendring Hamburg). Hier wurde auch noch einmal herausgehoben, dass durch jugendliches Ehrenamt Demokratiebildung gefördert wird. Ebenso war der Staatsrat der Meinung, dass es nicht schlimm wäre, wenn man für sein Studium 1-2 Jahre länger brauchen würde. Sehe ich persönlich auch so, aber leider nicht der Großteil der Gesellschaft. Hier müsste ein Umdenken stattfinden. Ehrenamtliches Engagement ist nicht nur Privatvergnügen einzelner Leute, sondern ein enorm wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft.
Nach der Podiumsdiskussion wurde in zwei kleineren Gruppen zu den Themen „Schule und jugendliches Ehrenamt“, sowie „Studium, Ausbildung und bürgerschaftliches Engagement“ weiterdiskutiert. Es kristallisierten sich unterschiedliche Forderungen heraus: Anrechnung des Ehrenamts in Creditpoints, Ferienschonzeit bzw. Überschneidung für Schüler und Studenten, flexiblerer Zeitrahmen im Ganztag u.a. Hinterher gab es noch Zeit und Raum für Gespräche. Zum Glück waren viele Pfadfinder (BdP, CPD, DPBH, PBN, PBNL, VCP) anwesend und wir konnten in Gesprächen mit Bürgerschaftsabgeordneten noch mal unsere Sichtweisen, Befürchtungen und Probleme vortragen. Derzeit besteht vor allem die Problematik, dass uns von der Politik, mit der Einführung bzw. Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes und der Ganztagsschule, Steine in den Weg gelegt werden. Hier zahlt sich die Zusammenarbeit in der AHP (Arbeitsgemeinschaft Hamburger Pfadfinderverbände) aus. Wir ziehen an einem Strang und es muss keiner alleine gegen „Windmühlen“ kämpfen.
Ich bin gespannt, ob die SPD die Impulse von den Jugendverbänden aufnehmen und umsetzen wird.